Das nach dem Erfinder der Duotronik, Dr. Richard Daystrom, benannte Daystrom-Institut ist eines der renommiertesten Forschungseinrichtungen der Föderation und im 24. Jahrhundert Zentrum ihrer wissenschaftlichen Welt. Sein Hauptsitz befindet sich in Nordamerika, allerdings gibt es auch weitere, kleinere Einrichtungen auf anderen Planeten, wie z.B. Galor IV. Für weitere Informationen siehe hier.
Daystrom Institut
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- 24./25. Jhd.
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Nadine S. Keller -
1. Februar 2009 um 11:48
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Die große, gläserne Doppelschiebetür schob sich von einem Zischen begleitet auseinander und gab den Weg zur großen Lobby des Zentralgebäudes des Daystrom-Instituts frei. Ein warmer Luftstoß kam der jungen Frau, die sich in einen dicken Wintermantel gehüllt hatte, entgegen und ließ ihr frei über die Schultern herunterhängendes Haar wie im Wind wehen. Schnellen Schrittes trat sie hinein, so dass sich die Tür wieder schließen konnte, und schüttelte sich förmlich die Kälte von der Haut. Die gebäudeinternen atmosphärischen Systeme hielten eine konstante Temperatur von ca. 20°C aufrecht, was im starken Gegensatz zu den außen vorherrschenden Minusgraden stand. Ihr Blick wanderte kurz durch die lebhafte Halle, in der gerade Hochbetrieb zu herrschen schien und verharrte dann auf einem älteren, kahlköpfigen Herren, der rasch auf sie zuschritt und ihr eine Hand entgegen streckte. "Ah, Frau Dr. Keller, schön sie wiederzusehen", begrüßte er die gerade hereingetretene Dame, die seine Hand ergriff und kräftig schüttelte. "Dr. Wilson", entgegnete sie lächelnd, zog ihren Arm wieder ein und rieb sich die trotz angezogener Handschuhe kalten Hände, "Die Freude ist ganz meinerseits. Wie geht es ihrer Frau?"
"Als ich sie heute Morgen aus dem Badezimmer verscheucht habe, war sie recht trüb' gestimmt", antwortete er ebenfalls lächelnd, setzte dann jedoch ein breites Grinsen auf, als er selbiges bei seinem Gegenüber erblickte, "Aber ansonsten dürfte es ihr gut gehen, danke der Nachfrage. Wie ich höre, haben sie mittlerweile geheiratet?" Die Doktorin nickte nur knapp, schien jedoch nicht über dieses Thema reden zu wollen, was Wilson zum Anlass nahm, um sie darum zu bitten, ihm zu folgen. "Sie werden sehen, dass sich in den letzten zwei Jahren nicht viel in der Abteilung verändert hat, ich glaube sogar, dass ihr alter Schreibtisch noch an seinem Platz ist. Natürlich bekommen sie nun das Büro des ehemaligen Abteilungsleiters, doch können sie den Tisch gerne wiederhaben."
"Das ist lieb gemeint, Herr Direktor, doch denke ich, dass ich auch mit jedem anderen Schreibtisch leben kann. Viel wichtiger ist, ob das von mir angeforderte Material bereits angekommen ist", erwiderte sie, ließ sich von ihrem Begleiter die gläserne Tür zu einem entlang der ebenso gläsernen Fassade verlaufenden Korridor öffnen und schritt als Erste voraus. "Selbstverständlich, wir haben alles vorbereitet. Das einzige, was noch fehlt, ist das Personal, aber um jenes auszuwählen haben sie ja noch mehr als genug Zeit, Mrs. Keller. Ich soll sie übrigens von Herrn Dr. McKinsey auf der Erde willkommen heißen, er hat es leider nicht zum Empfang schaffen können und lässt sich entschuldigen."
"Michael hat wohl wieder viel um die Ohren, nicht wahr? Ein Projekt, das er beaufsichtigt?"
"Nein," antwortete der Direktor des Daystrom-Instituts und hielt vor einer metallenen Doppeltür, die zu einem Lift führte, "Zumindest keins, von dem ich wüsste." Die Türhälften schoben sich auseinander und beide traten in den schmalen Personalaufzug ein. "Wenn sie erlauben", sagte Nadine Keller schmunzelnd und betätigte den Knopf, der den Lift zur Verwaltungsebene eines der Nebengebäude, in dem sich das >Experimental Warp Propulsion Research and Development Department< befand, fahren ließ. "Ich vermute, dass sich die Anlage selbst nicht großartig verändert hat? Wenn dem so ist, werde ich mich wohl schnell zurechtfinden, immerhin habe ich hier eine nicht sehr kurze Zeit meiner Laufbahn verbracht."
"Es ist alles beim Alten. Seitdem die Prioritäten auf die Erforschung der Transwarp- und Quanten-Slipstream-Systeme gelegt wurden, hat die Abteilung für alternative Antriebstechnologien deutlich mehr zu tun als die Warpentwicklungsabteilung. Bei der Gelegenheit, Mrs. Keller, möchte ich ihnen für ihre wundervolle Arbeit gratulieren. Die Quanten-Subraum-Theorie war wirklich ein Meisterst..."
Die junge Frau schüttelte schmunzelnd ihren Kopf. "Die Theorie selbst ist Dr. Wan'Zek zu verdanken, wie sie wissen. Ich habe nur mit Dr. Holdgrewe dazu beigetragen, sie im Zuge des QFDV-Projektes etwas zu verfeinern. Sie haben das doch nicht vergessen?"
"Selbstverständlich ist mir diese Tatsache noch wohl bekannt", antwortete Wilson, "Doch ist mir ebenso bekannt, was sie für das Projekt geleistet haben und sie sich selbst nicht zu gering einschätzen sollten. Als Dr. Holdgrewe damals zu mir kam und meinte, sie wären perfekt als stellvertretende Projektleiterin geeignet, habe ich ihn noch für verrückt gehalten, doch mittlerweile weiß ich, was er damit meinte, als er von ihrem Potential sprach. Ich empfand es offengesagt als großen Verlust, als sie das Institut verlassen haben, um zur Sternenflotte zu gehen. Wie ist es ihnen während der letzten zwei Jahren eigentlich ergangen, wenn die Frage gestattet ist?"
Die Türe öffnete sich und beide betraten einen weiteren Korridor in einer der oberen Ebenen eines weitaus kleineren Gebäudes, als das in dem sie sich zuvor befunden hatten. "Es war... nicht unbedingt mein Sache, wenn ich ehrlich sein soll. Die Zeit als Chefingenieurin an Bord eines Raumschiffes war zwar aufregend und abwechslungsreich, doch bin ich bekannterweise noch nie jemand gewesen, der große Abenteuer sucht. Zumal ich eine lausige Offizierin war und bin, ich hätte es wohl niemals sonderlich weit gebracht. Daher bin ich froh, wieder meiner eigentlichen Leidenschaft nachgehen zu können. Sie haben den Bericht gelesen?"
"Zum ATPS?", fragte Wilson, während beide den Korridor entlang gingen.
"Ja."
"Selbstverständlich, sonst hätte ich mich nicht dafür eingesetzt, sie wiederzubekommen. Ich war von den Ergebnissen wirklich beeindruckt, auch wenn ich sagen muss, dass ich nichts Geringeres von ihnen erwartet habe. Es ist wirklich schade, wenn wir früher erkannt hätten, was sie für ein Potential haben, wie es Dr. Holdgrewe ausdrückte, und wenn sie das Institut nicht verlassen hätten, wären sie vermutlich bereits mit 26 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden."
Die Wissenschaftlerin, die mittlerweile ihre dicke Jacke geöffnet und ihre Handschuhe ausgezogen hatte, ließ ein leises Lachen verlauten. "Nun übertreiben sie es aber nicht, Herr Doktor. So besonders bin ich nun auch wieder nicht. Zumal man mich sowieso nie sonderlich ernst genommen hat, in dem Sinne wäre es wohl schwierig gewesen, mich mit einem solchen Preis auszuzeichnen. Ich weiß auch nicht, ob ich das gewollt hätte, immerhin sind derartige Dinge in der Vergangenheit einigen übern Kopf gewachsen. Nehmen wir hier den Namensgeber dieser Einrichtung als Beispiel."
Der Direktor nickte knapp, bog rechts ab und blieb vor einer schmalen Tür stehen, deren Rahmen aus Holz und Mitte aus Milchglas bestand. Etwa in Augenhöhe war in großen, schwarzen Lettern >Abteilungsleitung< geschrieben und genau darunter - etwas kleiner - >Dr. Nadine S. Keller<. "Wer hätte das gedacht", sagte Nadine lächelnd, griff nach dem Türgriff und öffnete sie langsam. Überraschenderweise war das Büro geräumiger, als sie es sich vorgestellt hatte, jedoch nur spärlich ausgestattet. Ein einfacher Schreibtisch, ein Stuhl, ein Sofa und zwei Bücherregale stellten den einzigen Inhalt des Zimmers dar, dessen hintere Wand ein großes Fenster aufzuweisen hatte. "Schlicht, aber schön", ließ sie verlauten und blickte sich genauer um. "Ein wenig Farbe könnte allerdings nicht schaden."
Dr. Wilson folgte ihr ins Zimmer und deutete fast umgehend auf ein PADD, das sich auf dem Schreibtisch befand. "Bevor sie sich daran machen, hier umzudekorieren, sollten sie sich erstmal die Daten auf dem PADD ansehen." Die junge Frau griff nach dem kleinen Handcomputer und warf einen flüchtigen Blick drauf, bevor sie etwas überrascht zu ihrem Begleiter aufblickte. "Morgen ist das erste Meeting? Das Sternenflottenkommando lässt sich aber keine Zeit."
"Sie werden in nächster Zeit öfters mit denen zu tun haben, immerhin handelt es sich hierbei um ein Joint-Venture zwischen der Sternenflotte und dem Institut. Ich denke aber, dass sie sich schnell daran gewöhnen werden, immerhin war es nicht anders, als sie noch für das QFDV-Projekt gearbeitet haben."
"Ich weiß nicht, ob ich mir das nochmal antun möchte. Diese Meetings gingen mir doch ziemlich auf den Geist."
"Das ist meistens so. Vielleicht sollten sie sich einen Verbindungsoffizier aussuchen, dann würde ihnen das teilweise erspart bleiben."
Nadine nickte, sah nochmal kurz auf das PADD und legte es dann wieder auf den Schreibtisch.
"Muss ich in den nächsten Tagen auf irgendwas besonderes achten?"
"Nun", begann der Direktor lächelnd, "Die Wahl des Personals steht an erster Stelle. Wie sie wissen, haben sie dabei freie Auswahl, sowohl bei unseren zivilen Mitarbeiten, wie auch bei den Wissenschaftlern und Technikern der Sternenflotte. Alles andere, inklusive der Termine für die nächsten zwei Wochen, sind im PADD einzusehen."
"Danke. Ich werde mich etwas einarbeiten und dann weitersehen. Die Personalliste bekommen sie dann in den nächsten Tagen."
"In Ordnung, dann lasse ich sie jetzt erstmal alleine. Wenn sie Fragen haben sollten, finden sie mich im Zentralgebäude. Fragen sie einfach bei der Rezeption nach."
Wilson nickte ihr nochmal zum Abschied zu, ging zur Tür, blickte dann aber wieder zu seiner neusten Mitarbeiterin.
"Und Nadine. Gehen sie es langsam an, sie haben eine Tochter und sind erst seit kurzem wieder hier. Versuchen sie eine Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden, immerhin sind nur zufriedene Mitarbeiter produktiv. Es ist ja nicht so, dass sie nur für kurze Zeit hier sind und sich daher in die Arbeit stürzen müssen. Wenn die Entwicklung des ATPS auch nur annähernd in Richtung Serientauglichkeit geht, haben wir einiges gewonnen und sie haben die Grundlagen bereits erarbeitet. Mit unserer Unterstützung dürfte es also kein Problem werden, ohne Stress und Aufregung das Projekt voranzutreiben, nicht wahr?"
"Sicher," antwortete Nadine, "Ich werde versuchen, daran zu denken, Doktor." -
"Denkst du an die alten Zeiten?"
Nadine sah kurz auf, setzte ein sanftes Schmunzeln auf und blickte dann wieder auf das gerahmte Bild in ihren Händen. "Erinnerst du dich noch an sie?", fragte sie Jennifer, die sich neben ihre Tochter auf die Couch im Wohnzimmer ihres Hauses setzte und ebenfalls auf das Bild blickte, das ein gerade erst 18 Jahre alt gewordenes Mädchen im Abendkleid zeigte, welches zusammen mit ihren drei, sie umringenden, besten Freundinnen stolz das Abschlusszeugnis in die Höhe hielt. Vater und Mutter standen hinter ihr und lächelten voller Stolz in der Kamera. "Muss ich mich an sie erinnern, wenn sie doch direkt neben mir sitzt?" Die jüngere der beiden Kellers seufzte leise und legte das Bild auf den kleinen, gläsernen Tisch ab, der vor der Couch stand. "Dieses Mädchen gibt es nicht mehr, sie ist ein Jahr später gestorben."
Jennifer griff nach dem Bild und betrachtete es eine Weile. "Und 8 Jahre später wieder unter die Lebenden zurückgekehrt. Denkst du wirklich, du unterscheidest dich so sehr von ihr?"
Nadine ließ ein leises Schnaufen verlauten, bevor sie zu der auf dem Tisch stehenden Teetasse griff und einen Schluck zu sich nahm. "Dieses Mädchen gehörte zu den klügsten Nachwuchsköpfen des Landes. Sie hatte nicht nur einen perfekten Durchschnitt, sondern konnte auch noch fünf Sprachen sprechen und ihren Kopf wie einen Taschenrechner einsetzen, hatte eine Menge Freunde und war wunderschön. Ich kann mich ja nichtmal gewählt in meiner eigenen Sprache ausdrücken und komme nicht über die elementare Mathematik hinaus. Wo siehst du da die Gemeinsamkeiten?"
Lächelnd legte die Chefärztin des Cologne Generals ihren Kopf schief. "Du magst vielleicht keine fünf Sprachen mehr sprechen, aber du bist trotzdem ein schlaues Köpfchen. Wieso bist du so kritisch mit dir selbst?"
"Keine Ahnung, vielleicht, weil ich nach 5 Jahren der Isolierung und 3 weiteren, die ich kaum draußen verbracht habe, vollkommen verblödet bin? Ich meine, sieh mich doch Mal an. Ich bin..."
Jennifer legte ihrer Tochter eine Hand auf den Kopf, woraufhin diese sie leicht überrascht ansah. "Du bist Mutter, Ehefrau, Offizierin und eine wirklich gute Wissenschaftlerin. Du hast alles erreicht, was eine Frau in ihrem Leben erreichen könnte und das mit 28 Jahren. Du solltest stolz auf dich selbst sein."
"Stolz? Ich bin eine lausige Offizierin, ohne Michaels Hilfe hätte ich nichtmal den Abschluss an der Akademie geschafft. Ich habe mein Leben weggeworfen. Was wäre wohl gewesen, wenn Dad nicht..." Sie senkte bedrückt ihren Kopf und seufzte leise. "...gestorben wäre? Ich hätte an dem Punkt angesetzt, mein Studium gemacht, wäre von allen Seiten gefördert worden und hätte es vielleicht schon mit 24 zu etwas bringen können. Man hätte mich nicht als das labile Ding angesehen, das ich war und mich ernst genommen. Ich war dumm, mich so zu geben."
"Du warst ein junges Mädchen, das ihren über alles geliebten Vater verloren hat. Mach dir bitte keine Vorwürfe", entgegnete die 52 jährige Frau und drückte ihrer Tochter das Bild wieder in die Hand.
"Sie steckt noch immer in dir."
"Ich bin aber nicht sie."
"Nein, das bist du nicht", antwortete Jennifer mit einer etwas drückenderen Schärfe in ihrer Stimme, "Du bist wer du bist, eine wunderschöne, junge Frau, die vielleicht nicht mehr in allen Bereichen viel zu bieten hat, aber in ihrem Fachgebiet wirklich gut ist. Du musst keine fünf Sprachen sprechen, die zwei, die du kannst, reichen vollkommen aus. Du musst deinen Kopf auch nicht wie einen Taschenrechner einsetzen, dafür hat man diese ja erfunden. Nimm dich einfach wie du bist und versuch' das Beste daraus zu machen. In dir steckt sehr viel mehr von diesem Mädchen, als du glauben möchtest, selbst nach einem Jahrzehnt."
Erneut legte Nadine das Bild auf den Tisch, zog ihre Beine an und blickte zu Boden. "Das einzige, was ich wirklich gut kann, ist Kochen. Und vielleicht etwas singen. Aber zu mehr bin ich nicht gut, ich habe es ja nicht einmal geschafft, an der Seite meines Mannes zu bleiben..."
"Engelchen, ihr beide habt euch nicht getrennt, ihr seid nur ein paar Lichtjahre auseinander. Das wird nicht für immer andauern, irgendwann werdet ihr wieder vereint sein."
"Und er wird seine Tochter kaum kennen?"
"Das wird er, vertrau' mir bitte. Und ansonsten hat sie ja ihre Mama und Großmama, also wird es ihr nicht an Liebe mangeln. Lebe dein Leben, kümmer' dich um dich selbst und deine Tochter und du wirst Erfüllung finden. Dafür brauchst du kein Genie zu sein oder mit 24 alle nur denkbaren Preise abgeräumt zu haben. Du musst nur du selbst sein."
Nadine nickte langsam und legte ihren Kopf dann an die Schulter ihrer Mutter. "Ich selbst sein... Hoffentlich hast du damit Recht, Ma'. Hoffentlich hast du damit Recht..." -
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