1 Geschichte
Die Entwicklung von Chunjuuai begann Mitte des 23. Jahrhunderts durch Kano May, welcher sich bereits mit zahlreichen Kampfkünsten nicht-telepathischer Spezies beschäftigt hatte. Dabei empfand er es als unbefriedigend, dass die Künste von seinem sechsten, durchaus wesentlichen Sinn in ihrer Essenz keinen Gebrauch machten. Aus seinen eigene Erfahrungen mit den Kampfkünsten heraus und wie er seine telepathischen Fähigkeiten dafür adaptiert hatte, begann er eine neue Kunst zu formen, welche eine Synthese dessen sein sollte, was er gelernt hatte, die jedoch auch von vornherein für Telepathen und ihre abweichenden Bedingungen konzipiert war. Zusammen mit Yip Lima, welcher kein Telepath war, erschufen beide in den nächsten zehn Jahren das Chunjuuai.
Doch es würde erst ein Schülerin der beiden, Shiba Mori, sein, welcher vierzig Jahre später die Kampfkunst neu formte und ihr das Wesen gab, unter welcher sie bis ins ausgehende 24. Jahrhundert hin praktiziert wird. Mori erkannte einige Probleme im Aufbau des Systems, welches es zwar einem Meister erlaubten, die Techniken perfekt auszuführen, sie für einen Schüler aber schwer zugänglich machten. Daher veränderte sie zahlreiche Techniken nach einem allgemeinen Prinzip von Einfachheit und Klarheit. Seither gab es zahlreiche Abwandlungen und Weiterentwicklungen des Chunjuuai, die Kernelemente jedoch haben sich bis dato nur noch wenig verändert.
2 Prinzipien
Da den meisten telepathischen Spezies Gewalt sowohl in ihrer physischen wie auch in ihrer psychischen Form ferner sind als nicht-telepathischen Spezies, muss eine Kampfkunst hier einen wesentlich weitergehenden und umfassenderen Ansatz haben. Wenngleich die Grundlage "Der beste Kampf ist der vermiedene Kampf" schon in vielen Kampfkünsten zu finden ist, so liegt etwa das Konzept "Angriff ist die beste Verteidigung" für pazifistische Telepathen nicht unbedingt auf der Hand. Der Umgang mit Aggression, sowohl der des Gegners, als auch der eigenen, und diese für sich zu nutzen, haben einen großen Raum im Inneren Stil der Kampfkunst wie auch bei der praktischen Anwendung im Äußeren.
Gewalt ist ein großer Stressfaktor für Telepathen, da sie sowohl die eigene Anspannung und Angst spüren, wie auch die Aggression und Wut ihres Gegners. Ebenso spüren sie alle Einwirkungen auf ihren Gegener auch selbst. Schmerz, welcher dem Opponenten zugefügt wird, trifft durch die empathischen Fähigkeiten automatisch auch den Verursacher - der Kampf gerät damit automatisch auch zu einem Kampf gegen sich selbst.
Oberster Zweck der Selbstverteidigung ist einen Kampf zu vermeiden. Dies wird durch entsprechendes Verhalten, Auftreten und Agieren in Konfliktsituationen erreicht und ist ein wichtiger Teil der Kampfkunst. Gerade hier können Telepathen bereits ihren Vorteil für sich ausspielen, müssen auf der anderen Seite aber auch mit dem Kräfteungleichgewicht zu ihren Gunsten und insbesondere den Reaktionen des Gegenüber darauf umgehen können. Letztlich gehört wie in jeder Kampfkunst aber ebenso dazu, durch die Gewissheit im Fall der Fälle gewappnet zu sein, die Situation schon durch innere Ruhe entschärfen zu können.
Ist eine gewalttätige Auseinandersetzung nicht zu vermeiden, folgt Chunjuuai zwei komplementären, sich ergänzenden Philosophien:
- Die Kampfmoral des Gegners wird gebrochen, um ihn von weiteren Angriffen abzubringen
- Der Gegner wird schnellstmöglich ausgeschaltet
Für beide Prinzipien gilt, dass die empathisch-telepathische Rückwirkung minimiert wird, die Erzeugung von Schmerz oder mehr Aggression folglich verhindert werden soll. Um dies zu erreichen, werden entweder Techniken verwendet, die gegnerische Angriffe ins Leer leiten, oder Techniken, welche den Gegner lähmen, betäuben oder ohnmächtig machen.
In seiner ursprünglichen Form verzichtet Chunjuuai auf telepathische Angriffe aller Art, zu der eigentlich alle Telepathen in irgendeiner Form in der Lage sind. Allerdings gibt es zahlreiche Weiterentwicklungen, welche das komplette Potential eines Kämpfers, von telepathischen Verwirrungmethoden bis zu gefährlichen Angriffen, einsetzen.
3 Technik
3.1 Formen
Die Techniken des Chunjuuai sind in vier Formen zusammengefasst, welche in einer vorgegebenen Reihenfolge erlernt werden und das Verständnis der Kampfkunst immer weiter steigern.
Dazu gibt es eine sogenannte Fünfte Form, welche zusätzliche Techniken oder Abwandlungen der vorhandenen Techniken zusammenfasst, welche für einen Kampf gegen einen Gegner gedacht sind, welcher gelernt hat gegen einen Telepathen zu kämpfen.
3.1.1 Erste Form
Die Erste Form, Kleine Idee genannt, enthält die Grundlagen des Chunjuuai. Haltung, einfache Bewegungen und der Stand mit einfachen Schritten bilden die Basis für die zahlreichen Verteidigungs- und Angriffstechniken, von denen ebenfalls einige in der Form enthalten sind.
3.1.2 Zweite Form
In der Zweiten Form, welche den Namen Entschlossenes Nachgeben oder auch Halbmond-Form trägt, werden die Techniken zum Abwehren und Umleiten von generischen Angriffen gelehrt. Dabei geht es sowohl um reine Verteidigungstechniken wie auch um Gegenangriffe, um den Gegner zu besiegen.
3.1.3 Dritte Form
Die dritte Form, Rufendes Herz genannt, beinhaltet die zentralen Angriffstechniken des Chunjuuai, ebenso wichtige Schrittfolgen, welche in der zweiten Form nicht enthalten sind.
3.1.4 Vierte Form
In der vierten Form, Fließendes Wasser, werden schließlich fortgeschrittene Angriffs- wie auch Verteidigungstechniken kombiniert, um den Gegner zu dominieren. Sie ist nicht ohne die Kenntnis der Techniken aus den ersten drei Formen zu verstehen und die korrekte Anwendung der in ihr enthaltenen Techniken braucht, im Gegensatz zu diesen, jahrelanges Training.
3.1.5 Fünfte Form
Die fünfte Form, welche meist so, hin und wieder aber auch Kurze Form genannt wird, gehört mittlerweile zum Kern des Chunjuuai und enthält zusätzliche Techniken oder Abwandlungen aus den anderen Formen, welche gegen einen Gegener nützlich sind, der weiß, sich gegen Telepathen zu verteidigen. So finden sich dort sowohl Techniken für den Fall, dass der Telepath sich nicht auf seinen Sinn verlassen kann wie auch Techniken zum Kontern der üblichen Techniken gegen Telepathen.
3.2 Freie Techniken
Neben den Techniken, welche in den vier bzw. fünf Formen festgehalten sind, aber natürlich auch im Anwendungsfall trainiert werden, existieren weitere Techniken, welche frei weitergegeben werden. Bei diesen handelt es sich meist um Methoden, um aus einer Situation herauszukommen, welche das effektive Anwenden der gelernten Techniken verhindert, etwa eine Umklammerung, ein Festhalter oder Hebel oder andere Fälle, in denen die Techniken nicht wirkungsvoll einsetzbar sind. Sie sind meist nicht so sehr formalisiert und haben zuweil eher Improvisationscharakter. Ebenso gehören hierzu Techniken, welche explizit vermieden werden sollen, beispielsweise Hebel, dem Kämpfer aber dennoch bekannt sein sollten, um in Ernstfall auf sie vorbereitet zu sein und im Zweifelsfall auf sie zurückgreifen zu können.
4 Anwendung und Weiterentwicklung
Wenngleich das Chunjuuai eine vollständige Kampfkunst ist, wird es gerne als Grundlage für einfache Selbstverteidigungstechniken auch für Nicht-Telepathen verwendet. So beruhen nicht nur zahlreiche SV-Schulen für Zivilisten darauf, Chunjuuai hat auch Einfluss in die Techniken gefunden, welche den Anwärtern des Föderationssicherheitsdienstes und Rekruten der Sternenflotte sowie in zahlreichen anderen Organisationen gelehrt werden. So kann allen Personen, ob Telepath oder nicht, das selbe Training zuteil werden.
Zahlreiche Weiterentwicklungen ergänzen den bewaffneten Kampf, welcher im Chunjuuai zwar ebenfalls vorhanden ist, aber abgesehen von improvisierten Waffen kein zentrales Element ist.
Ebenso gibt es Weiterentwicklungen, welche das volle Potential der Telepathen zur Selbstverteidigung ausnutzen wie auch die offensive Seite stärker betonen. Diese sind allerdings fast ausschließlich im polizeilichen und militärischen Umfeld zu finden.
4.1 Eignung für verschiedene Spezies
Chunjuuai verlässt sich mehr auf Geschwindigkeit und Präzision, denn auf Kraft und Gewalt. Die beiden letzten Elemente sollen stattdessen neutralisiert und gegen den Gegner verwendet werden. Daher ist die Kampfkunst für Spezies, welche sich eher auf diese Elemente verlassen, weniger geeignet. Dazu gehören etwa Andorianer, Klingonen oder Cardassianer. Für Vulkanier, welche ebenfalls stärker sind als die meisten Spezies, ist die Kampfkunst ebenso eher unüblich, da dies über eigene, ausgefeilte Künste verfügen, welche ihre physiologischen und telepathischen Fähigkeiten optimal einsetzen.